BILLISH
Schmeißen sie auch ihre Kassenzettel achtlos weg? Oder überfällt sie ein unangenehmes Gefühl, wenn man ihnen sagt: „Geben sie mir bitte ihren Kassenzettel.“ Vielleicht erklärt sich die Reaktion, weil wir nur vage wissen, was der Zettel über uns sagt?
jPhilipps „Billish“ erzählt Geschichten von und mit dem Kassenbon, der schon längst seine Unschuld als Reklamationsgrundlage, Quittung für eine Abrechnung oder Nachweis für den Steuerberater verloren hat. Im Licht schweigt er wie eine Schweizer Bank, sein Text verschwindet langsam, so wie schon bei seinen Jahrtausende alten Vorgängern, die ihre Inschrift auf Tontafeln genauso verlieren. Die stille Welt der Kassenzettel wird in jPhilipps Fotografie lebendig und lässt jeden eine eigene Geschichte lesen. Die Bilder erzählen von Konsumgewohnheiten, Alltagsritualen und kartierten Lebenswegen. Andere verweisen auf ökonomische Strukturen und intime Vorlieben oder werden zum Tatort fiktionaler Fantasie.
A bit billish today: Zwei Freundinnen kaufen bei Victoria’s Secret vier Flaschen Body Mist und eine Black Knickers. Was haben die beiden vor? Liebeserklärung per Kassenbon. Japan, 60 Gramm Kassenzettel erzählen von einer Reise. Im aufgeregten Paris trägt ein junger Mann eine Gesichtsmaske wie man sie von Margielas Modenschau kennt. Missbraucht. Auf dem Boulevard Saint-Germain erzeugt die Abrechnung eines emotionalen Zustandes ein Nachbild. Unweit der Mailänder Fashion Shows bestellt eine junge Frau einen Cappuccino. Ob sie dazu gehört, bleibt unklar. Im Supermarkt achtlos in einen Karton geworfene Kassenzettel tauchen unter und ab in die Anonymität.












